
Zwar leben wir in einer Zeit in der sich die Geschlechterrollen langsam aufweichen und gerade in Sozialen Medien, Filmen und Serien Frauen* und Männer* Nicht-geschlechterrollenkonforme Rollen darstellen und damit Vorbilder für Jugendliche in ihrer Entwicklung sein können. Trotzdem bleiben viele Bilder, die uns seit Jahrtausenden vermittelt werden bestehen.
Das Rollenbild, das Burschen* und jungen Männern* immer noch vermittelt wird, ist das eines „starken Mannes“, der wenig bis keine Emotionen zulassen darf und niemals Schwäche zeigen sollte. Auch wird weiterhin vermittelt, dass Männer* die dieser Vorstellung von Männlichkeit nicht entsprechen, keine „richtigen Männer“ sind und sie deshalb abgelehnt werden müssen.
Das Rollenbild mit dem Mädchen* und junge Frauen* konfrontiert sind ist immer noch geprägt von der Vorstellung, es sei ihre von Natur gegebene Aufgabe sich um die Reproduktionsarbeit (Kindererziehung, Haushalt, Mental Load von Partnerschaftlichen Beziehungen) und die sozialen und emotionalen Komponenten des Zusammenlebens in der Gesellschaft zu kümmern.
Es gibt heutzutage ein Verständnis dafür, dass Weiblichkeit* und Männlichkeit* gesellschaftlich konstruierte Erwartungen sind, die nicht erfüllt werden müssen. Dieses Verständnis kann allerdings in Verbindungen mit den alten Rollenbildern, die noch immer in unseren Köpfen verankert sind, dazu führen, dass es zu einer Art Selbstausbeutung („Ich muss alles sein“) kommt.
Aus „Ich kann alles sein und muss mich nicht an die Geschlechterrollenspezifische Verhaltensanforderungen halten“ wird ein „Ich muss alles sein und sowohl die Fähigkeiten haben die meinem biologischen Geschlecht zugeordnet werden, als auch die Fähigkeiten und Kenntnisse, die dem anderen Geschlecht zugeordnet werden“.
In unserer Arbeit als Sozialarbeiter*innen im Streetwork fällt uns auf, dass sich deutlich weniger Mädchen* als Burschen* im öffentlichen Raum aufhalten. Auch in den von uns mitbetreuten Jugendtreffs halten sich weniger Mädchen* auf. Insgesamt sind die Jugendlichen, mit denen wir Kontakt haben zu 2/3 männlich*. Wir möchten deshalb ein Angebot exklusiv für Mädchen* zwischen 12-23 Jahre schaffen und ihnen 2x monatlich einen Raum zur Verfügung stellen, in dem sie Zeit verbringen, geschlechterspezifische Angebote und Inputs der Sozialarbeiter*innen nutzen, sich austauschen und einfach Spaß haben können. Der Mädchen*treff soll ein Angebot sein, in dem sich die Nutzer*innen wohl und sicher fühlen können.
Ziel des Projektes „Mädchen*treff“ ist es einen Raum speziell für Mädchen* und junge Frauen* zu bieten, in dem sie sich entfalten, Zeit miteinander verbringen und Thematiken besprechen können, die ansonsten keinen Platz finden. Es sollen inhaltliche Schwerpunkte gesetzt werden, die von den Mädchen* selbst eingebraucht werden können. Speziell für Mädchen* mit Migrationshintergrund oder anderen Religionsbekenntnissen, die sonst oft ausgegrenzt werden, soll der Raum als Rückzugsort dienen.
In der Jugendarbeit ist aktive Teilhabe der Nutzer*innen ein wichtiger Grundpfeiler. Durch das Einbringen in das Projekt sollen die Mädchen* Handlungsfähigkeit und Selbstwirksamkeit erleben. Im Rahmen des Mädchen*treffs können die Besucher*innen aktiv beim Erstellen des Programms mitwirken. Sie können ihre Hobbies einbringen, ihre Interessen teilen und dabei Wissenvermittler*innen für die anderen Mädchen* sein und Themen einbringen, über die sie noch mehr Kenntnis erlangen möchte und die von den Sozialarbeiter*innen aufbereitet werden.
Ab 20.05.2025 jeden zweiten Dienstag von 16:00 bis 17:30 im Jugendtreff BAGX in Brunn am Gebirge (Leopold-Gattringer Straße 4)