Rückschau: Was hat sich 2021 getan?

JAK! – Mobile Jugendarbeit

Das Jahr 2021 war ebenso wie das Vorjahr sehr von der Covid-19-Pandemie geprägt. Im Gegensatz zu 2020 konnten wir durchgehend unser Streetwork und persönliches Beratungsangebot aufrechterhalten. Unsere Anlaufstellen haben wir mit Februar 2021 wieder eröffnet und unter ständig angepassten Sicherheitsstandards durchgehend geöffnet gelassen.

Aufgrund der immer noch angespannten Lage an Schulen und dem immer wiederkehrenden distance learning, war es uns bisher nicht möglich Workshops oder Vorstellungen an Schulen durchzuführen. Den Kontakt mit den Schüler*innen der beiden Mittelschulen, des Polytechnischen Lehrgangs und der Allgemeinen Sonderschule haben wir trotzdem mit Hilfe enger Kooperationen mit den beiden Schulsozialarbeiterinnen aus dem gleichen Verein halten können. Diese haben uns immer wieder beworben, allgemeine Flyer und spezielle zu Aktionen von JAK! verteilt und Treffen mit Schüler*innen hergestellt, die erhöhten Bedarf an Beratung und Unterstützung hatten.

Nach wie vor nutzten wir 2021 vermehrt soziale Medien, insbesondere Instagram, um Jugendliche und junge Erwachsene zu erreichen und uns auch abseits der persönlichen Treffen ansprechbar zu machen. Mittlerweile ist es uns gelungen eine solide Plattform an followern aufzubauen und so konnten wir immer wieder Aktionen bewerben, Aufklärungsarbeit etwa zu aktuellen Maßnahmen und Gesundheitsthemen leisten oder über die Chat-Funktion Beratungen durchführen. Hier arbeiten wir momentan an einer Erweiterung um Themenschwerpunkte, um aktuelle Themen noch besser gemeinsam mit unserer Zielgruppe bearbeiten zu können. Der Start zum Thema „Psychische Gesundheit“ ist gut gelungen und wird von unserer Zielgruppe rege angenommen. Außerdem hoffen wir, dass Betroffene so besser Zugang zu Unterstützungsangeboten wie uns bekommen und im Bedarfsfall auch an andere weiterleiten können.

Bei der Kontakterfassung dieser Jugendlichen stehen wir immer wieder vor der Herausforderung, sie nicht eindeutig einer Gemeinde, einem Alter oder Geschlecht zuordnen zu können, da viele ein anonymisiertes Profil haben. Hier haben wir heuer erstmals eine neue Kategorie in unsere Statistik aufgenommen, die einzig Kontakte und Zeiten aus allgemeiner digitaler Jugendarbeit erfasst und aliquot auf unsere Gemeinden angerechnet wird. Das hat einerseits den Vorteil einer sauberen Statistik bei der ursprünglichen Erfassung, welche wir weiterhin nutzen. Andererseits können wir so nachvollziehen, wieviel Zeit und Kontakte unserer Arbeit mittlerweile in die Sparte der sozialen Medien fallen. Da dieser Bereich immer mehr Gewichtung in unserer Arbeit hat, ist das eine wichtige Information für uns. Hier konnten wir bisher trotz strenger Auslegung, was als Kontakt zählt, sehr viele Kontakte verzeichnen und sind sehr gespannt auf den Vergleich in den nächsten Jahren, da wir von einer massiven Zunahme ausgehen.

Sobald es möglich war, haben wir im Sommer Aktionen zur gemeinsamen Freizeitgestaltung angeboten. Wir haben für die Jugendlichen gekocht, ihnen gesunde antialkoholische Cocktails zubereitet, gekocht und Ausflüge, etwa zum Elektroboot fahren, gemacht. Die Wichtigkeit solcher Aktionen ist in unserer Arbeit nicht zu unterschätzen, weil sie einen unkomplizierten Beziehungsaufbau erlauben und Beispiele für positive Freizeitgestaltung sein können. Aufgrund der strengen Auflagen und unserer eigenen Ansprüche an Sicherheitsstandards war es uns leider lange nicht möglich dahingehend etwas gemeinsam mit den Jugendlichen zu planen. Umso mehr hat unsere Zielgruppe diese Angebote in den schöneren Monaten sichtlich genossen und auch gerne genutzt.

Nach wie vor war heuer einer der größten Schwerpunkte unserer Arbeit die Durchführung von persönlichen Beratungsgesprächen. Die Anzahl von 246 Einzelfallhilfen (Beratung, Begleitung, Krisenintervention) mit 290 Betroffenen war bereits kaum mehr vereinbar mit unserer regulären Arbeit. Damit haben wir das Vorjahres-Hoch zahlenmäßig relativ gehalten. Hier war ganz klar spürbar, wie die Auswirkungen der Pandemie und der Lockdowns bzw. Schulsperrungen Spuren in der Gesellschaft und insbesondere im Leben der Jugendlichen hinterlassen haben. Das schlägt sich auch in den veränderten Themen nieder, so sind Depressionen, selbstverletzendes Verhalten und Suizidalität mittlerweile längst keine Randerscheinungen mehr. Verschiedene Medien berichten von einer Depressions-Rate von 50% bei Jugendlichen und Kindern, das ist eine Zahl, die sich mit unseren Erfahrungen aus den letzten ein bis zwei Jahren deckt und die dementsprechend besorgniserregend ist. Darüber hinaus hatten wir im Vorjahr und heuer auffällig viele (potentielle) Gefährdungsmeldungen aufgrund von Gewalt in Familien und Suizidalität/Selbstgefährdung.

Aufgrund der Intensivierung und weil sich im öffentlichen Raum immer weniger Jugendliche aufhalten hatten wir als JAK! – Mobile Jugendarbeit im vergangenen Jahr insgesamt 1420 Kontakte (im Vergleich zu 2290 im Jahr 2020), die sich fast gleichmäßig auf Burschen und Mädchen verteilten. Spannend wird hierbei bei unserer Statistik das Jahr 2022, da wir aufgrund der zunehmenden anderen Geschlechtsidentitäten (trans, inter, Non-Binär, uvm.) unsere Statistik nach Burschen und Mädels neu diskutieren, um den aktuellen Entwicklungen gerecht zu werden.

JUSTO – Jugendtreff Stockerau

Anfangs des Jahres war es aufgrund der bundesweiten Bestimmungen nicht möglich, einen offenen Betrieb anzubieten, so dass wir auf Online-Präsenz umgestellt haben. Insbesondere über Instagram haben wir hier wöchentliche Angebote geschaltet, wie Live-Sendungen, in die sich die Jugendlichen per Nachrichten einbringen konnten, während sie uns mitverfolgten. Darüber hinaus haben wir ständig wechselnde Anregungen zu kleinen Dingen, die jede Person zuhause nachmachen kann, gepostet. Besonders die Rezepte waren sehr beliebt und wurden auch gerne nachgekocht.

Mitte März konnten wir endlich unsere Türen wieder öffnen, zwar unter starken Sicherheits- und Hygienebestimmungen, aber trotzdem mit viel Motivation und Engagement. Hier merkten wir sofort, dass sich über die langen Schließzeiten im Jahre 2020 und Frühjahr 2021 ein Generationenwechsel vollzogen hatte. Das birgt immer große Herausforderungen, da jüngeren Besucher*innen erst mal die allgemein geltenden Regeln beigebracht werden müssen. Außerdem braucht es viel Beziehungsarbeit, damit sie diese auch leichter einhalten können und es uns auf eine entspannte Art und Weise möglich ist, Dynamiken zu steuern. Je besser wir die Jugendlichen kennen, umso besser können wir auch Situationen einschätzen und frühzeitig und adäquat reagieren. Das ist uns mittlerweile gut gelungen und schlägt sich auch positiv in den ansonsten eher niedrigen Besucher*innen-Zahlen nieder. Obwohl der Start etwas schleppend verlaufen ist, waren in den letzten Wochen oftmals zwischen 15 und 25 Jugendliche pro Öffnungstag anwesend.

In der nächsten Zukunft bestehen unsere Aufgaben in der Intensivierung der Beziehungen und der Entwicklung von neuen Angeboten. Nach mittlerweile acht Jahren JUSTO haben viele Einrichtungsgegenstände, wie der Tischtennis-Tisch, ihren Zenit erreicht und müssen nun im Rahmen unseres knappen Budgets ausgetauscht werden. Eine andere Herausforderung ist die ständige Adaptierung unserer Zugangs-Regeln und die Kontrolle der aktuell geltenden Auflagen. Trotz des immer wieder eingeschränkten Betriebs hatten wir 2021 insgesamt 358 Kontakte, die sich auf 93 Mädchen und 265 Burschen verteilten.